Lebensberichte

Dimitrij
Mein Name ist Dimitrij. Ich bin 41 Jahre alt. Meine Frau heißt Olga und wir haben drei gemeinsame Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen. Ehrlich gesagt habe ich einmal gedacht, dass ich nie eine Familie haben würde. An einem Weihnachtsabend als ich 18 Jahre alt war, standen meine Freunde und ich auf dem Balkon, rauchten und sahen herunter. Draußen regnete und schneite es. Alle Menschen, die wir sahen, liefen zügig, um sich irgendwie vor dem Regen und Schnee zu schützen. Ich wurde auf ein Paar aufmerksam, einen jungen Mann und eine junge Frau, die schnellen Schrittes umarmt liefen. Sie sagten etwas mit einem Lachen und einem Lächeln zueinander. Mit Tüten voller Geschenken in den Händen eilten sie in Deckung, um nicht nass zu werden. Überall schimmerte die Weihnachtsdekoration und es herrschte eine sehr schöne Weihnachtsstimmung. Bei uns auf dem Balkon war es alles andere als schön und angenehm. Wir waren junge Leute,
ungefähr 18 Jahre alt und bereits drogenabhängig. Jeder von uns versuchte mehrmals mit dem Konsum von Drogen aufzuhören, aber niemand schaffte es.

Als ich die fröhliche, schöne Atmosphäre unten und dieses junge Paar betrachtete, sagte ich: „Schade, dass wir das nicht im Leben haben werden. Wir werden alle unser Leben traurig beenden.
Einige von einer Überdosis oder auf den Straßen des Hamburger Bahnhofs, da wo wir Drogen gekauft haben. Andere im Gefängnis wegen der Verbrechen, die sie begingen, um ihre Sucht zu
finanzieren.“ Meine Eltern rauchten nicht, tranken nicht und erzogen mich gut. Weder sie noch ich als Kind hätten es uns vorstellen können, dass sich in meinem Leben alles so ergibt. Als ich 12 Jahre alt war, ist meine Familie aus der Stadt Leninsk von Sibirien nach Deutschland ausgewandert. Mein Vater arbeitete in einer Mine und meine Mutter war Erzieherin in einem Waisenhaus. Ich habe noch zwei ältere Brüder. Meine Eltern und mein Bruder traten einer Baptistengemeinde bei und waren treue Mitglieder. Bis zu meinem 12. Lebensjahr ging ich regelmäßig mit. Aber dann sagte ich, dass ich keine Kirche brauche, da ich noch ein Kind bin. Wenn ich sterbe, werde ich sowieso in den Himmel kommen. Und wenn ich 18 werde, gehe ich wieder. Die Kirche schien langweilig und nur etwas für Schwache zu sein. Am Morgen meines 18. Geburtstages war ich bereits drogenabhängig, aber meine Eltern wussten immer noch nichts von meiner Sucht. Meine Mutter gratulierte mir liebevoll mit einem Lächeln und Freude. Sie lud mich zur Versammlung der Kirche ein und erinnerte mich: „Du bist bereits 18, wie du sagtest.“ Worauf ich antwortete: „Nein Mama, ich werde nicht gehen. Ich will nicht.“ Mama sagte mit traurigen Augen: „Du wirst irgendwann gehen.“ Ich wusste im Herzen, dass es Himmel und Hölle gibt, aber ich war ja schlau und dachte, warum soll ich mein ganzes Leben lang so ein langweiliger und schwacher Mensch sein. Bevor ich sterbe, werde ich in meinen letzten 5 Minuten Gott um Vergebung bitten und in den Himmel kommen. Ich kann auch alles ohne Gott tun. In Deutschland, in der Stadt Bad Oldesloe, habe ich Freunde gefunden, die mir ähnlich waren. Ich hatte normale Leistungen in der Schule. Irgendwann fing ich mit dem Rauchen an. Auf einer Feier bat mir jemand einen Joint an. Ich hatte keine Angst, weil es sich nicht wesentlich von einer Zigarette unterschied. Im Laufe der Zeit wurde daraus eine Regelmäßigkeit. Dann wurden es Amphetamine, Heroin und Kokain. Ich dachte, es besteht kein Problem. Ich hielt alles unter Kontrolle und bemerkte nicht, wie stark ich im Alter von 16 Jahren Heroin und Kokain abhängig war – so sehr, dass ich mit meinen 19 Jahren bereits zweimal eine Überdosis hatte. Das erste Mal war ich 6 Stunden im Koma, das zweite Mal zwei Tage. Die Ärzte sagten, dass es große gesundheitliche Konsequenzen geben würde, aber meine Eltern und die Gläubigen der Freikirche in Mordamme beteten für mich. Die Ärzte waren sehr überrascht, dass ich mich vollständig erholt hatte. Aber nach einer Weile fing ich wieder an, Drogen zu konsumieren. Doch ich wollte leben und eine Zukunft haben, aber ich wusste nicht, wie ich mich von meiner Sucht befreien sollte. Meine Eltern fanden ein christliches Rehabilitationszentrum in Frankfurt, wo ich aufgenommen werden sollte.

Im letzten Moment lehnte die Einrichtung die Aufnahme wegen der vielen anstehenden Gerichtsverfahren ab. Sie dachten, dass ich einfach nur dem Gefängnis entfliehen wollte. Es wurde
ein weiteres Rehabilitationszentrum, das CASA Bet’EL Center in Neu Munster, für mich gefunden. Es herrschten sehr einfache Lebensbedingungen und die Mitarbeiter des Zentrums sprachen
schlechtes Deutsch. Ehrlich gesagt hatte ich ein wenig Angst, sie waren Spanier und Mexikaner und selbst ehemalige Drogenabhängige. Doch ich habe in ihnen etwas gesehen, was ich auch wollte.
Diese einfache Freude. Es schien mir so, als hätten sie Feuer in ihren Augen. Es waren Missionare aus Madrid. Sie sagten mir, dass Gott helfen und mich befreien kann. Nach zwei Wochen im
Zentrum wachte ich nachts auf und dachte über mein 19-jähriges Leben nach. Ich weinte im Bett. Aus Mitleid und Selbstfrustration zog ich meine Decke über mich, um die anderen nicht zu wecken. Tränen flossen in einem Strom über mein Gesicht, ich dachte an meine zwei Überdosen. Ich begann zu Gott zu beten und bat Ihn mir zu helfen, da trat Jesus in mein Herz ein. Als ich morgens aufwachte, empfand ich eine Fröhlichkeit und hier begann der Prozess meiner Veränderung.

Ich wurde wiedergeboren und lernte, ein neues Leben zu führen. Nicht immer war es mir leicht gefallen, aber ich habe stets versucht so zu leben, dass das positive Denken gegenüber dem alten Denken des Süchtigen überwiegt. Jetzt verstand ich, dass die Gläubigen nicht so schwach sind wie ich dachte. Sie können eindeutig NEIN sagen! In den kommenden Jahren gefiel es mir, die Jungs zu unterstützen, die gerade da waren, wo ich einmal war und so blieb ich in der Einrichtung im Dienst. Zwei Jahre später im Jahr 2001 ging ich als stellvertretender Direktor des Rehabilitationszentrums mit einer kleinen Gruppe nach St. Petersburg in Russland, um ein Zentrum gleicher Art zu errichten. Im Jahr 2003 heiratete ich Olga. Sie war keine Drogenabhängige, aber half den Süchtigen frei zu werden und so lernten wir uns kennen. Im Jahr 2004 wurde unsere Tochter geboren. Wir gingen nach Moskau, um dort ein weiteres Zentrum zu gründen. (Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 120 Menschen in St. Petersburg.) Im Jahr 2012 verließen wir Russland, da unsere zweite Tochter sehr krank war. In unserem Zentrum in Moskau blieben ca. 70-90 Leute im Dienst. Nach einer erfolgreichen Operation unserer Tochter in Deutschland blieben wir in der Stadt Worms. Wir gingen nicht davon aus, dass wir diese Sozialarbeit irgendwann wieder aufnehmen würden, doch nach einigen Jahr stellten wir fest, dass viele Menschen unsere Hilfe brauchten. Unsere Herzen leuchteten wieder auf.
Wir werden von der Gemeinde G12 Globale Vision e.V und deinigen weiteren Familien unterstützt. Wir wollen Menschen in anderen Städten und Ländern eine Zukunft geben, sowie die Möglichkeit gerettet und befreit zu werden. Man kann anderen Menschen nicht die Fähigkeit geben, sich selbst zu retten und zu befreien. Man kann ihnen nur dabei helfen, Freiheit zu bekommen.